Palma de Mallorca, 13.07.1999

Daniel Strigel ist nicht umsonst Student der Sprachwissenschaften an der Heidelberger Uni. "Die Universiade ist ausgeschrieben als Weltspiele der Studenten", analysiert der Degenfechter aus Tauberbischofsheim, "in der Realität aber ist sie eine Olympiade für Sportler unter 28 Jahren, bei der die Topleute fehlen."

Die Definition des 24jährigen zeigt: Der sportliche Wert einer in Palma errungenen Medaille ist nur schwer einzuschätzen, kann von Sportart zu Sportart beträchtlich variieren. Denn ein Universiade-Sieger ist in den wenigsten Fällen der Meister aller Studenten seiner Disziplin. Einerseits fehlen etliche studierende Weltklasseathleten. Andererseits sind zum Beispiel "viele Fechter aus anderen Ländern nur pro forma eingeschrieben", weiß Strigel.

Daher kann es passieren, daß der Beste unter den anwesenden "echten" Studenten nur auf den Plätzen landet. Der adh tut also gut daran, dem Medaillenspiegel keinen allzu großen Wert beizumessen. Das Konzept, mitzuhelfen, frustrierten Losern wie den Volleyballern wieder Siegermentalität einzuhauchen, lange verletzte Topathleten wie die Schwimmerin Meike Freitag auf dem Weg zurück an die Weltspitze zu unterstützen oder hoffnungsvolle Olympia-Aspiranten wie die Fechterin Claudia Bokel oder den Kugelstoßer Gunnar Pfingsten wertvolle Erfahrungen auf einer großen, multisportiven Veranstaltung sammeln zu lassen, ist schlüssig.

Und, abseits aller Suche nach Sinn und Zweck einer Universiade: Die ganze Sache macht einfach einen Riesenspaß. Bleibt zu hoffen, daß dubiose Funktionärsgestalten wie der FISU-Präsident Primo Nebiolo und seine Kollegen aus dem von Korruptionsaffären geschüttelten IOC daran gehindert werden, das besondere Flair der Universiaden aus Profitgier zu zerstören.

Den olympischen Spielen hat die Ansammlung ergrauter Diktatoren-Freunde aus aller Welt schon jegliche Ideale geraubt. Jetzt schaut man sich nach neuen Pfründen um.

Wenn´s ums Geld geht, ist den Unersättlichen eben nicht mal zuviel genug.