Auszug aus dem Buch Blau und Schwarz.


Von Harald Gaubatz


Mannheim, 07.01.2005

Im „wirklichen Leben“ ist Günter Rohrbacher-List Sozialpädagoge beim Mannheimer Jugendamt. Zudem war er 20 Jahre lang für die Grünen im Ludwigshafener Ortsbeirat, fünf Jahr im dortigen Sportausschuss, ein Jahr lang im Stadtrat und gab zwei Jahre lang die Landeszeitung seiner Partei in Rheinland-Pfalz heraus. Wenn man nun hört, dass Rohrbacher-List mittlerweile sechs Bücher veröffentlicht hat, so denkt man vielleicht an erziehungswissenschaftliche Werke. Oder an politische Kommentare. Doch weit gefehlt! Der Mann schreibt über Fußball. Und das ausgesprochen gut.

Sein jüngstes Werk beschäftigt gerade die Fußball-Freunde in der Quadratestadt. „Blau und Schwarz – der SV Waldhof“ beschäftigt sich mit der wechselhaften Geschichte des Arbeitervereins aus dem Mannheimer Norden. Die Recherchen zu dem Werk waren „schwierig“ wie Rohrbacher-List vorsichtig formuliert. Vielleicht bezeichnet er es deshalb zusammen mit „Der Berg, das Land und der Ball – die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern“ als das Buch, das ihm am meisten bedeutet.

„Über den SV Waldhof zu recherchieren, war eine irrsinnig langwierige Arbeit“, erklärt der Autor, „ich habe alles selbst herbeischaffen müssen.“ Denn ein zentrales Archiv des Klubs gibt es nicht. So half eine Festschrift von 1982, die Rohrbacher-List von Bekannten geliehen bekam. Ebenso die „Plastiktüte voll Material“, die des ehemalige Vorstandsmitglied Walter Spagerer ihm überreichte. Und natürlich die Unterlagen von Hans-Jürgen Pohl, dem Vorsitzenden des Klubs der Ehren- und Goldnadelträger, sowie die Unterstützung des ehemaligen Zweitliga-Spielers Bernd Bartels.

Im Verein hat Rohrbacher-List selbst nie Fußball gespielt, dafür „in der Schule und auf Bolzplätzen“. Und für den Fußball interessiert hat er sich für immer. So kam ein Angebot der „taz“ aus Berlin im Sommer 1989, sich für die Tageszeitung um Kaiserslautern, Waldhof, Homburg und Saarbrücken zu kümmern, gerade recht. Später, zu Zweitliga-Zeiten, war Rohrbacher-List dann auch für die Agentur „ddp“ beim SV Waldhof aktiv. „Damals waren des Öfteren Berichte von mir beim Stadionsprecher gelegen, über die sich die Waldhöfer aufgeregt haben“, erinnert er sich. Insbesondere, als Rohrbacher-List die Entscheidung, Jürgen Sundermann als Nachfolger für den nach Frankfurt wechselnden Trainer Klaus Toppmöller zu verpflichten, scharf kritisierte. Die Geschichte gibt dem Journalisten mittlerweile mehr als Recht.

So ist auch seine Einschätzung nicht uninteressant, was die Entwicklung bei den einst großen Rivalen FCK und SVW betrifft. „Der FCK hatte das Glück, dass Kaiserslautern als WM-Standort auf dem Spiel stand, als die Insolvenz drohte“, urteilt Rohrbacher-List, „da war der Zwang zum gemeinsamen Handeln von Stadt, Land und FCK-Boss Jäggi da.“ In Mannheim dagegen, das führt er auch in seinem Waldhof-Buch aus, „führt der SVW ein Randdasein, ist nie richtig in Mannheim angekommen. Die Identität liegt immer noch da, wo der Verein her kommt, im Mannheimer Norden.“ In Mannheim sei daher nie der Druck da gewesen, etwas erhalten zu müssen. „Und jetzt gibt`s auf einmal nur noch Oberliga-Fußball. Und die Leute merken, wie schön es in der Zweiten Liga war.“

Ob es zu einer Rückkehr in den Profi-Fußball kommt? Rohrbacher-List ist skeptisch. „Bestürzt war ich über die Verpflichtung von Eugen Hach“, kann er auch über die allerjüngste Vergangenheit nur den Kopf schütteln, „unglaublich, dass sich ein seriös wirkender Präsident auf so etwas einlässt. Aber der Verein hat die Quittung ja bekommen.“ Einen Ausweg aus der Misere scheint es kaum noch zu geben. „Bei der Stadt ist nichts zu holen und bei möglichen Sponsoren ist der SV Waldhof unten durch“, gibt Rohrbacher-List zu bedenken, „mir fällt nur noch der Name Abramovic ein…“