Bobo-Dioulasso. (gau) Ägypten ist die Mannschaft der Stunde bei den 21. Afrikameisterschaften in Burkina Faso. Die Fußballer vom Nil um den Bremer Hany Ramzy und mit Yasser Radwan von Hansa Rostock haben sich nach dem beeindruckenden 4:0 über Sambia, immerhin Dritter von 1996 und Finalist vor vier Jahren, als erstes Team fürs Viertelfinale qualifiziert. Der überragende Hossam Hassan erzielte in zwei Spielen schon fünf Tore, Radwan steuerte immerhin einen Treffer gegen Sambia bei.

Herr Ramzy, jeder dachte, Ägypten hätte es schwer, sich gegen Marokko und Sambia durchzusetzen. Jetzt haben Sie sich als erste Mannschaft schon nach zwei Spieltagen fürs Viertelfinale qualifiziert.

Hany Ramzy: "Nach der Auslosung dachte in der Tat jeder, daß es schwer werden würde für uns. Aber die Vorbereitung auf den Afrika-Cup war bedeutend besser als vor zwei Jahren. Und wir verfügen über eine kompakte Mannschaft. Für unseren neuen Trainer Mahmoud El Gohari ist es wichtig, zu Null zu spielen."

Dabei hat er Ihnen wohl eine Führungsrolle im Mittelfeld zugedacht?

Ramzy: "Eigentlich sollte ich wie vor zwei Jahren Libero spielen, aber nach der Verletzung von Kashaba Hady hat mich der Trainer gefragt, ob ich nicht auch im Mittelfeld spielen könne. Klar, daß ich mit inzwischen 93 Länderspielen Verantwortung übernehemen muß. Außer mir verfügt nur unser Torjäger Hossam Hassan über soviel Erfahrung."

Der hat nun in zwei Spielen fünf Tore erzielt. Wäre ein Torjäger wie er nicht auch für die Bundesliga interessant? Überhaupt spielen wenige Ägypter in Europa.

Ramzy: "Erstens hatte der ägyptische Fußball nach der Weltmeisterschaft 1990 in Italien bis Anfang letzten Jahres eine schlechte Zeit. Zweitens verlangen ägyptische Klubs enorm hohe Ablösesummen. Vergleichbare afrikanische Spieler aus anderen Ländern wie Nigeria sind viel billiger."

Für die Staaten südlich der Sahara gehören Sie ohnehin nicht richtig zu Afrika.

Ramzy: "Stimmt, dazu sind wir denen zu weiß. Für die Schwarzafrikaner sind wir Araber. Wenn mich jemand fragt, sage ich aber immer, daß ich aus Afrika bin."

Apypten hat sich ja auch als Kandidaten Afrikas für die Weltmeisterschaft 2006 ins Gespräch gebracht. Ist das realistisch?

Ramzy: "Ägypten, Tunesien und Marokko könnten solch ein Turnier vielleicht auch ausrichten, der beste Kandidat ist aber Südafrika."

Dort wurden Sie beim Cup of Nations vor zwei Jahren von der südafrikanischen Presse als "Franz Beckenbauer Afrikas" gefeiert. In Bremen dürfen Sie wohl nicht Libero spielen?

Ramzy: "Doch, unter Otto Rehhagel, der mich aus Xamax Neuchatel zu Werder holte, habe ich Libero gespielt. Aber Aad de Mos hat dann die Viererkette bei uns eingeführt und jetzt spiele ich Manndecker."

Was halten Sie von Otto Rehhagel?

Ramzy: "Er ist einer der besten Trainer der Bundesliga. Daß er jetzt mit einem Aufsteiger wie dem 1. FC Kaiserslautern von Beginn an ganz oben mitspielt, zeigt doch, wie gut er ist und was für ein Gespür er für die Spieler hat."

Haben Sie Probleme damit, daß Sie wegen der Nationalmannschaft jetzt wieder vier Wochen bei Werder Bremen fehlen?

Ramzy: "Von Vereinsseite aus gibt es keine Probleme. Aber für mich ist das schwierig, gerade in einer Saison wie dieser, wo wir wegen Welt- und Afrikameisterschaften zwei Qualifikationsrunden absolvieren mußten. Ich würde gerne in der Bundesliga spielen, aber die Nationalmannschaft ist auch wichtig. Schließlich will ich noch auf hundert Länderspiele kommen."