Ouagadougou. (gau) Zoubaier Beya bewundert vor allem eines an seinem Trainer: "Mental ist er sehr sehr stark." Von Seiten Henri Kasperczaks, seit knapp vier Jahren und damit für afrikanische Verhältnisse fast eine Ewigkeit für die tunesische Fußball-Nationalmannschaft zuständig, gebe es "keine Panik, auch wenn er mal eigene Probleme hat."
So wie nach dem überraschenden Viertelfinal-Aus der Tunesier gegen Gastgeber Burkina Faso bei den 21. Afrikameisterschaften. Mit stoischer Ruhe stellte sich Kasperczak den tunesischen Medien, betete auf Anfrage eines Radioreporters im Trubel des Kabinengangs zwischen den frustrierten eigenen und den euphorischen Spielern von Burkina sogar das Vorbereitungsprogramm der Tunesier für die Weltmeisterschaften im Juni in Frankreich herunter.
Die fachlichen Qualitäteten des Polen uneingeschränkt zu loben, fällt Beya jedoch schwer. "Er hat auch viel Glück", schränkt der Mittelfeldspieler des SC Freiburg ein, wenn vom Ruf Kasperczaks als "Top-Strategen" des afrikanischen Fußballs die Rede ist. Vor zwei Jahren etwa, als die Tunesier in Südafrika das Viertelfinale gegen den krassen Außenseiter Gabon erst im Elfmeterschießen für sich entscheiden konnten.
Diesmal war Kasperczak der Verlierer der Fußball-Lotterie. Im zehnten Durchgang des Nervenkriegs verwandelte Burkinas Ousmane Coulibaly zum achten Mal für sein Team, bei Tunesien kullerte ausgerechnet der Strafstoßvon Kapitän Sami Trabelsi links am Tor vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch schon längst aus einem, der der große Sieger des Abends hätte werden müssen, der Verlierer geworden.
Eigentlich standen alle Zutaten für ein Fußball-Märchen bereit: Zoubeir Beya saß nach schwachen Leistungen zu Turnierbeginn und "persönlichen Problemen mit Co-Trainer Ali Rached" nur auf der Bank und der große Außenseiter Burkina Faso ging gegen die gehemmten
Tunesier in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs mit 1:0 in Führung.
Kasperczak brachte notgedrungen sein "Genie", wie Beya von den tunesichen Medien gefeiert wird, und der spielte in der furiosen zweiten Halbzeit der Tunesier auch wie eines. Fünf Großchancen vergeben die Tunesier bis zur 92. Minute - fünfmal vorbereitet vom vor Ideen sprühenden Beya. Beim sechsten Mal klappt´s: Flanke Beya, Gabsi per Kopf: Der hochverdiente Ausgleich.
Mit dem die Phase beginnt, in der deutlich wird, warum der kleine Freiburger die mentale Stärke seines Nationalcoachs bewundert. In der letzten Minute der Verlängerung steht Beya frei vor Burkinas Torwart Diarra - und vergibt. Im sechsten Durchgang des Elfmeterschießens das gleiche Duell: Gerade hat Zongo für die Einheimischen verschossen, ds scheitert Beya, zum zweiten Mal den Sieg vor Augen, wieder an Diarra.
Wenn der geniale Fußballer in der brütenden Hitze des "Stade du 4 Aout" das Zeug zum Helden haben sollte, an diesem Abend war´s das zum tragischen.So wird Beya froh sein, wenn er zusammen mit seinem Vereins- und Nationalmannschaftskollegen Mehdi Ben Slimane wieder in Freiburg eintrifft.
"Dort", schwärmt er, "haben wir bei Trainer Volker Finke und Präsident Achim Stocker viel Hilfe und Vertrauen gefunden." Das sei wichtig gewesen, für Slimane nach dem schlechten Jahr bei Olympic Marseille und für ihn bei seiner ersten Profistation. Jetzt können´s die beiden zurückzahlen: Ohne seine tunesischen Legionäre hat der Zweitliga-Spitzenreiter kräftig Federn gelassen und zum Rückrundenauftakt gleich
zwei Spiele verloren.