Ouagadougou. (gau) Die Unterschiede könnten krasser nicht sein. Vor zwei Jahren Südafrika mit der Metropole Johannesburg, dem Surferparadies Durban oder dem beschaulich-adretten Bloemfontein. Jetzt Burkina Faso mit Ouagadougou, das trotz einer Million Einwohner mit seinen staubigen Straßen und endlosen Ansammlungen von ärmlichen Hütten eher einem riesigen Dorf gleicht als der Hauptstadt eines Zehn-Millionen-Staates. Und mit Bobo-Dioulasso, das knapp 200.000 Menschen beherbergt und anläßlich der 21. Afrikameisterschaften im Fußball ein eigenes Stadion mit 25.000 Plätzen spendiert bekam.
In Südafrika gab es vor allem wegen der Rugby-Verrücktheit der weißen Minderheit etliche prächtige Arenen, weit mehr als benötigt. In Burkina Faso wurde auch das 35.000 Zuschauer fassende „Stade du 4 Août“ eigens für den Afrika-Cup gebaut, das bedeutendste Sportereignis des Kontinents. Lediglich das altehrwürdige „Stade Municipal“ mit Holzdach über der Haupttribüne und staubiger Aschenbahn, das gerade mal Platz für 15.000 bietet, gab's schon.
Der bullige Souleymane Oulare, der ansonsten für Krogenk in Belgien auf Torejagd geht, bescherte seiner Mannschaft die ersten drei Punkte in der Gruppe A, wo zuvor Gastgeber Burkina Faso im Eröffnungsspiel dem WM-Teilnehmer Kamerun mit 0:1 unterlag. Torschütze: Alphonse Tchami vom Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC, der danach gleich mal Grüße an Jürgen Röber loswerden mußte: „Ich glaube, der Trainer wird glücklich sein, wenn er hört, daß ich ein Tor geschossen habe.“
Vielleicht ist er´s auch nicht, denn je weiter Kamerun in Burkina Faso kommt, desto länger müssen sie an der Spree auf ihn verzichten. Das gleiche Problem ein dem Kölsch zugetaner Klüngel am Rhein. Denn auch Pablo Thiam weilt mit Guinea im fernen Afrika, während sein ruhmreicher FC verzweifelt um den Klassenerhalt kämpft. "Wenn man sich in einer so bedrohlichen Situation befindet, wie wir in Köln, dann macht man sich natürlich Gedanken", ist Thiam zumindest geistig nur halb in Ouagadougou. Auf eine Teilnahme an den Kontinentalmeisterschaften zu verzichten, kam für ihn jedoch nicht in die Tüte. "Das ist das gleiche wie für deutsche Spieler eine Europameisterschaft. Jeder, der nominiert wird, will auch dabei sein."
Da kann's schon mal Tränen geben, wenn einer in letzter Sekunde aus dem Kader fliegt. Wie bei Mamadou Zongo, dem Wunderknaben aus Burkina Faso, auf den Trainer Philippe Troussier aus „taktischen Gründen“ verzichtete. Mit 16 spielte Zongo in Burkinas höchster Klasse, wurde mit Racing Club de Bobo-Dioulasso Landesmeister und erwies sich trotz seiner jungen Jahre als treffsicherster Schütze des Landes.
Nach dem Wechsel zu ASEC Mimosas, dem Top-Klub der Elfenbeinküste, setzte der dort von den Fans nach dem brasilianischen Weltmeister „Bebeto“ genannte junge Mann noch einen drauf: Meister, Pokalsieger und natürlich wieder bester Torschütze. Zudem erzielte Zongo vier der sieben Tore Burkinas in der Qualifikationsrunde zur WM.
Wer mit 17 schon soviel erreicht hat, der träumt natürlich von mehr. Mamadou Zongo will nicht weniger als „ein weltberühmter Fußballer wie George Weah“ werden. Selbstbewußtsein oder Größenwahn? Selbstbewußtsein, meint Mimosas' argentinischer Trainer Luis Oscar Fullone, „Mamadou ist bescheiden, arbeitet hart und diszipliniert und spielt mannschaftsdienlich. Wenn keine Verletzungen dazwischenkommen, dann hat er eine große Zukunft als Fußballer vor sich.“
Die in Europa liegen könnte. Ein Probetraining beim holländischen Ehrendivisionär PSV Eindhoven hat Zongo erfolgreich absolviert. Die Vertragsunterzeichnung scheiterte wegen einer Sprunggelenksverletzung zunächst jedoch noch am Veto des Arztes.
Die ist inzwischen auskuriert, Troussier verzichte auf den Superstar von Burkina aus "taktischen Gründen". Er arbeite zu wenig nach hinten. Die Defensivarbeit der "Etalons", wie die Fans ihr Nationalteam nennen, paßte zwar gegen Kamerun. Aus phasenweise drückender Überlegenheit und einigen guten Chancen konnte die Elf des Franzosen jedoch kein Kapital schlagen. Ein Torjäger fehlte.